Finanzprodukte von Aktien über ETFs bis zu Optionen verständlich erklärt

Was sind ETFs?

 

Wer sich über Möglichkeiten der Geldanlage informiert, der trifft unweigerlich auch auf das Kürzel ETF. Gerne werden sie als die Anlageform bezeichnet, die jeder versteht und die dabei fast unbegrenzte Möglichkeiten bietet. Grundsätzlich gilt aber, dass jede Geldanlage mit Risiken behaftet ist, und dies gilt selbstverständlich auch für ETFs. Sie sollten sich daher bei jeder Geldanlage genau über das Produkt informieren und dieses verstehen. Dieser Artikel soll Sie im Bereich der ETFs dabei unterstützen.

Was genau ist ein ETF?

Ganz so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht, ist es dann aber doch nicht. Das Kürzel ETF steht für das englische „Exchange Traded Funds“, oder auf Deutsch: börsengehandelter Indexfonds. Die deutsche Übersetzung beschreibt bereits verständlicher, was ein ETF eigentlich ist. Für wenig erfahrene Anleger wirft aber auch die deutsche Bezeichnung mehr Fragen auf als sie beantwortet. Gehen wir also zunächst näher darauf ein.

In welche Finanzprodukte investiert ein ETF?

Ein ETF bildet einen bestimmten Index eins zu eins ab. Dies ist in vielen Fällen ein Aktienindex, wie beispielsweise der deutsche Leitindex DAX, oder in einen Anleiheindex. Ein ETF, der einen Aktienindex nachbildet, entwickelt sich also dem Kurs des jeweiligen Index entsprechend. Dieser wiederum entwickelt sich nach der Kursentwicklung der enthaltenen Aktien nach der Gewichtung im Index. Eine hoch gewichtete Aktie beeinflusst dabei den Kurs des Index stärker als eine niedrig gewichtete Aktie. Kurz gesagt: Die Investition in einen ETF ist die Investition in die Kursentwicklung aller im Index enthaltenen Aktien.

Kaufen Anleger mit einem ETF Aktien?

Die Antwort hierauf lautet: nein. Wer in einen ETF, oder börsengehandelten Indexfonds, investiert, der investiert eben in diesen Fonds, nicht in direkt in die enthaltenen Vermögenswerte. Ex besteht allerdings, je nach Art des ETF, möglicherweise ein Anspruch auf den Erhalt von Dividenden. Aber auch bei einem ETF ist es nicht immer so, dass alle Aktien entsprechend des Anteils in dem jeweiligen Index gekauft werden. Es wird unterschieden zwischen dem physischen ETF und dem synthetischen ETF.

  • Ein physischer ETF kauft tatsächlich die Aktien, die in dem abgebildeten Index enthalten sind. Dies gilt zumindest dann, wenn es sich nicht um einen sehr großen Index handelt. Im US-amerikanischen S&P 500 sind beispielweise die Aktien 500 größten börsennotierten US-Unternehmen vertreten. Eine eins-zu-eins Abbildung dieses Index ist entsprechend komplex. Daher wird bei diesen Indizes für einen ETF häufig eine Auswahl getroffen, in der die Aktien der Unternehmen enthalten sind, die den stärksten Einfluss auf die Entwicklung des Index haben. Die Auswahl wird dabei dahingehend optimiert, dass die Aktien den Indexverlauf nahezu identisch nachbilden können. Der physische ETF gilt als die transparentere Form, da es auch für wenig erfahrene Anleger relativ einfach nachzuvollziehen ist, in welche Vermögenswerte investiert wird.
  • Ein synthetischer ETF kauft die im Index enthaltenen Aktien hingegen nicht. Bei diesem wird der Index in der Regel über Swap-Verträge mit einem Finanzinstitut nachgebildet. Ein Vorteil von synthetischen ETFs liegt in den geringeren Kosten. Die Hauptkosten liegen im Abschluss der Swap-Verträge mit dem Finanzinstitut, während bei einem physischen ETF Transaktionskosten für den Kauf und Verkauf von Anteilen bei der Anpassung der Zusammenstellung anfallen. Insgesamt sind in der Regel die Gesamtkosten bei synthetischen ETFs niedriger.

Es ist anzumerken, dass die Zusammensetzung des synthetischen ETF für wenig erfahrene Kleinanleger meist schwieriger zu verstehen ist. Häufig werden sie dazu verwendet, Zugang zu Märkten zu erhalten, die Kleinanlegern im Normalfall verschlossen bleiben. Dies können beispielsweise Aktienmärkte sein, zu denen ausländische Kleinanleger keinen Zugang erhalten.

Erhält man mit einem ETF Dividenden?

Ob an einen Anleger in einen ETF die Dividenden für die im Fonds enthaltenen Aktien ausgezahlt werden, hängt von der Art des ETFs ab. Zunächst müssen die enthaltenen Assets Dividenden ausschütten. Wird für einen Anteil im ETF eine Dividende ausgeschüttet, dann steht diese selbstverständlich auch den Anlegern in diesen ETF anteilsmäßig zu. Ob diese direkt an den Anleger ausgezahlt wird hängt davon ab, ob es sich um einen ausschüttenden ETF oder einen wiederanlegenden ETF handelt.

  • Ausschüttende ETFs schütten, wie der Name bereits vermuten lässt, erhaltene Dividenden aus den enthaltenen Aktien an die Anleger aus. Selbstverständlich gilt hier, dass von Aktien, deren Unternehmen Gewinne erwirtschaften und eine Dividende ausschütten, die Dividende anteilsmäßig an die Anleger im ETF ausgezahlt werden können. Schüttet ein Unternehmen keine Dividende an die Aktieninhaber aus, kann auch keine an die Anleger im ETF bezahlt werden.
  • Wiederanlegende ETFs, auch als thesaurierende EFTs bekannt, schüttet die ausbezahlten Dividenden nicht direkt an die Anleger aus. Stattdessen kauft der Fondsmanager für das erhaltene Kapital zusätzliche Aktien für den Fonds, wodurch sich der Wert des Fonds, und damit der Wert der Anteile am Fonds, entsprechend erhöht.

Für welche Art von ETF sollte man sich entscheiden?

Welche Art des ETF ist für einen Anleger das richtige Produkt ist, hängt letztendlich von seinen individuellen Anlagezielen ab. Was den Zielen des einen Anlegers entspricht, kann denen eines anderen Anlegers widersprechen.

Wer sich für einen wiederanlegenden ETF entscheidet, dessen Anteile wachsen durch die Wiederanlage ausgezahlter Dividenden im Wert. Er kommt praktisch in den Genuss der Aufzinsungseffekts bei seiner Geldanlage und muss er sich nicht um die Wiederanlage der ausgezahlten Gelder kümmern.

Entscheidet sich ein Anleger für einen ausschüttenden ETF, werden ihm die an den Fond ausgezahlten Dividenden als Cash-Betrag gutgeschrieben. Er kann somit selbst entscheiden, ob er den Betrag aus der Dividende für weitere Investments oder aber für den persönlichen Gebrauch verwendet. Grundsätzlich gilt aber, dass ein Anleger in beiden Formen des ETFs die gleiche Summe der entsprechenden Dividende erhält. Entweder als weitere Anteile am ETF oder als Cash-Betrag.

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Ist es sinnvoll, in einen ETF zu investieren?

Auch diese Antwort hängt davon ab, welche Ziele ein Anleger mit seiner Geldanlage verfolgt. Neben den Anlagezielen sollte ein Anleger sich zunächst darüber bewusst sein, welche Vor- und Nachteile mit der Investition in einen ETF allgemein verbunden sind. Wenn diese den Anleger überzeigen, gilt es noch die Risiken des spezifischen ETFs abzuwägen, in den er zu investieren gedenkt. Bei dieser Entscheidung ist es sicherlich hilfreich, dass ETFs relativ leicht zu verstehende Produkte sind. Sie bilden einen bestimmten Index eins-zu-eins abbildet, und dessen Historie lässt sich in der Regel leicht zurückverfolgen und beurteilen. Auch wenn die historischen Ergebnisse natürlich kein sicherer Indikator für die zukünftige Entwicklung sind, geben einen Überblick über die Kursstabilität. Grundsätzlich gilt aber, dass ein ETF nicht als kurzfristige, sondern als langfristige Anlageform betrachtet werden sollte.

Welche Vorteile bietet ein ETF?

Der ETF ist ein hervorragendes Instrument um breit diversifiziert in den Aktienmarkt zu investieren. Hierdurch werden die Risiken gegenüber dem Handel mit Einzelaktien deutlich reduziert. Zudem ist die Investition in einen ETF mit im Vergleich zum Kauf von einzelnen Aktien mit relativ geringem Aufwand verbunden und die Zusammensetzung der enthaltenen Wertpapiere ist für den Anleger transparent dargestellt, da sie dem abgebildeten Index entspricht. Das viele Anleger es ermöglichen, bereits mit sehr kleinen Beträgen Anteile an einem ETF zu kaufen, ist ein weiter Vorteil, der nicht außeracht gelassen werden sollte.

Welche Nachteile sind mit einem ETF verbunden?

Zunächst hat der Anleger keinen Einfluss darauf, in welche Einzelwerte ein ETF investiert. Besteht der abgebildete Index beispielsweise zu einem Großteil aus Aktien einer bestimmten Branche, wie es beispielweise beim TecDAX der Fall ist, könnte es zu Kurseinbrüchen kommen, wenn diese Branche aufgrund der konjunkturellen Entwicklung in Schwierigkeiten gerät. Das gleiche gilt, wenn ein großer Anteil aus einer bestimmten Volkswirtschaft kommt, beispielsweise die Eurozone oder die USA, und diese in eine Rezession rutscht. In beiden Fällen wäre der negative Einfluss auf den entsprechenden Index, und damit auf den ETF, relativ groß.

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Müssen für Erträge aus ETFs Steuern bezahlt werden?

ETFs sind Kapitalanlagen, und wie bei jeder anderen Kapitalanlage sind die Erträge aus dieser Anlage abgeltungssteuerpflichtig. Hierbei gilt, dass Erträge bis 1.000 Euro über den Sparerfreibetrag steuerfrei sind, wenn der Anleger diesen in seiner Steuererklärung geltend macht oder einen entsprechenden Freistellungsauftrag erteilt. Für Ehepaare beträgt der Sparerfreibetrag 2.000 Euro.

Während für auszahlende ETFs die tatsächlichen Erträge zur Berechnung herangezogen, ist das bei wiederanlegenden ETFs etwas anders. Da der Ertrag bei diesen ETFs nicht direkt an den Anleger ausbezahlt werden, wird ein fiktiver Betrag, die so genannte Vorabpauschale, für die Besteuerung der Erträge herangezogen. Die Vorabpauschale ist natürlich keine rein fiktiv veranschlagter Betrag und auch nicht der Betrag, der als Steuer als Finanzamt abgeführt werden muss. Sie errechnet sich aus dem vom Bundesfinanzministerium für das Jahr bekanntgegebenen Basiszins. Dieser wiederum wird unter anderem aus den aktuellen Renditen deutscher Staatsanleihen errechnet. Der errechnete Betrag ist dann die Basis, auf den die 25 Prozent Abgeltungssteuer bezahlt werden müssen.

Der Umstand, dass der Basiszins in den vergangenen Jahren bis 2022 praktisch bei null lag, hatte dazu geführt, dass auch die die Berechnung der Vorabpauschale null ergeben hat. Somit wurde auch keine Steuer fällig. Mit dem Kurswechsel der EZB in der Zinspolitik hat sich dies im Jahr 2023 geändert. Der Basiszins für 2023 wurde vom Finanzministerium mit 2,55 Prozent angegeben. Der sich aus dem der Berechnung mit dem Basiszins ergebene Betrag muss mit 0,7 multipliziert werden und ergibt dann den zu versteuernden Betrag. Das folgende Beispiel zeigt die Berechnung mit einem angenommenen ETF-Anteilswert von 20.000 Euro:

Vorabpauschale = 20.000 Euro x 2,55 % x 0,7 = 357 Euro

Die Steuer auf die Vorabpauschale ist immer im Januar des Folgejahres fällig. Sie wird durch den Broker an das Finanzamt überwiesen, wenn dieser seinen Sitz in Deutschland hat. Liegt dem Broker jedoch ein Freistellungsauftrag vor, entrichtet er die Steuer nicht an das Finanzamt. In diesem Fall ist der Anleger alleine für die Zahlung verantwortlich.

Was passiert, wenn der Ertrag von der Vorabpauschale abweicht?

Die Steuerberechnung über die Vorabpauschale lässt natürlich die berechtigte Frage aufkommen, wie ein von dieser abweichender Betrag steuerlich behandelt wird. Schließlich könnte der Ertrag niedriger oder höher sein, und somit zu viel oder zu wenig Abgeltungssteuer an das Finanzamt bezahlt werden. Auch dazu gibt es natürlich eine Regelung, die Anlegern bei einer größeren Wertsteigerung sogar entgegen kommt. Liegt der Wertzuwachs der ETF-Anteile über der errechneten Vorabpauschale, dann wird die Abgeltungssteuer auf der Grundlage der Vorabpauschale berechnet. Liegt der Wertzuwachs allerdings unter dem Betrag der Vorabpauschale, wird der tatsächliche Wertzuwachs zur Berechnung der Abgeltungssteuer herangezogen.

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